Seebrücke-Kundgebung in Solingen

Am Samstag, den 4. August 2018, fanden deutschlandweit wieder Kundgebungen der Initiative „Seebrücke“ statt, um gegen Menschenrechtsverletzungen und die Kriminalisierung privater Seenotrettung im Mittelmeer zu protestieren. Auch in Solingen kamen etwa 300 Menschen auf dem Fronhof zusammen, um eine menschliche Flüchtlingspolitik einzufordern.

Unter den Rednern waren Vertreter des Bündnisses „Solingen ist bunt statt braun“, der Solinger Arzt Dr. Christoph Zenses, der 2017 einen Einsatz auf der Sea Watch II vor Libyen geleistet hat, Vertreter von Caritas, der evangelischen Kirche, des Jugendstadtrats und von Amnesty International. Aber auch die Stimmen derjenigen wurden gehört, die von ihren Fluchtgeschichten und den fortgesetzten Sorgen aus erster Hand berichten konnten.

Noor Abrahimkhail sprach für den Deutsch-Afghanischen Freundeskreis Solingen (DAF).

„Der DAF ist sehr froh, dass er heute hier als Unterstützer dabei ist. Wir halten die Seenotrettung für sehr wichtig und sinnvoll. Es sollte mehr Seenotrettung geben und wir haben kein Verständnis dafür, dass versucht wird, Seenotrettung zu blockieren. Es müssen zunächst Menschen gerettet werden und danach können wir gerne über Zahlen und Statistiken diskutieren. Wenn wir dies nicht tun, dann weiß ich nicht mehr, was das Wort „Menschlichkeit“ bedeutet. Flüchten ist kein Hobby und keiner verlässt gerne seine Heimat und seine Familie. Viele Flüchtlinge haben ihre Familienmitglieder während der Flucht verloren. Wir kennen einige Beispiele unter den Afghanen, die heute in Solingen leben.

Trotzdem droht vielen die Ablehnung ihrer Asylanträge. Abschiebungen nach Afghanistan haben nicht nur furchtbare Konsequenzen für diejenigen, die abgeschoben werden, sondern belasten auch diejenigen, die seit Jahren bis heute auf Ihre Entscheidungen warten oder nur eine „Duldung“ haben. Es gibt keine sichere Zone in Afghanistan! Die Situation in Afghanistan war von 2004-2010 nicht so kritisch wie sie jetzt ist und damals hatten wir weniger als 100 Rückführungen dorthin. Allein im Jahr 2017 wurden jedoch 524 Afghanen abgeschoben, obwohl die Sicherheitslage sich dramatisch verschlechtert hat. Dass Straftäter abgeschoben werden, können wir nachvollziehen, aber gut integrierte Menschen sollten auf keinen Fall abgeschoben werden. Allein hier in Solingen haben in den letzten zwei Jahren mehr als 20 afghanische Flüchtlinge Ausbildungsplätze bekommen und über 15 Personen haben einen Schulabschluss erreicht. Sie geben alles, um hier in Frieden zu leben und sind bereit etwas für diese Gesellschaft zu leisten!“